Das Schloss

Aus der bewegten Geschichte der Stadt blieben in Greiz eine Reihe von historischen Gebäuden erhalten. Von der Vergangenheit als Residenzstadt zeugen heute drei Schlösser, das Obere Schloss, das Untere Schloss und das Sommerpalais sowie der Fürstlich Greizer Park. 

Das markante Wahrzeichen der Stadt ist das Obere Schloss, das weithin sichtbar auf dem 50 Meter hohen Bergkegel im Talkessel der Weißen Elster thront. Entlang der Bergkuppe oberhalb der Altstadt erstrecken sich die mehr oder weniger zusammenhängenden Gebäude des Komplexes in elliptischer Form über das Areal. Trotz jüngerer Eingriffe sind die Grundlagen einer mittelalterlichen Höhenburg noch gut erkennbar. Die Umbauten und Erweiterungen zeugen von einer bewegten Vergangenheit.

Die Burg wurde im ausgehenden 12. Jahrhundert im Zuge der Erschließung des Vogtlandes auf dem Felskegel über der Weißen Elster angelegt. Im Rahmen von Baumaßnahmen am Hauptgebäude konnte durch Bauforschung und weitere archäologische Untersuchungen diese romanische  Bauphase belegt werden. Der Palas und die Doppelkapelle aus Backsteinmauerwerk konnten durch dendrochronologische Untersuchungen auf das Jahr 1188 datiert werden; weitere romanische Gebäudeelemente können in die selbe Zeit eingeordnet werden. Vor dieser neuen historischen Datierung waren die ältesten Belege die bereits genannte Urkunde von 1209 und eine weitere von 1225, in der namentlich ein „castrum Groiz“ als Sitz der Vögte von Weida und Plauen erwähnt werden.

Später ging daraus der landesherrschaftliche Residenzort der Reußen hervor, deren Territorium im ausgehenden 16. Jahrhundert neben Greiz als Stammsitz auch Lobenstein, Schleiz, Saalburg und Gera umfasste.

Nach einem Brand auf dem Oberen Schloss im Jahr 1540 wurde die Anlage im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. Im 18. Jahrhundert folgten nach dem Abriss der Befestigungsanlagen umfangreiche Umgestaltungen auf dem Burgberg. Der Hang wurde terrassiert; um den unteren Schlosshof wurden das Kavaliershaus, das Torhaus und die Orangerie gebaut. Die fürstliche Familie nutzte das Obere Schloss als Residenz bis zum Umzug ins Untere Schloss im Jahr 1809. Danach beherbergte das Obere Schloss die Verwaltungsbehörden des Fürstentums. Nach der Fürstenabdankung 1918 wurden die  leerstehenden Räume von 1921 bis 2000 als Archiv genutzt.

Im Jahr 2001 fiel der Beschluss der Stadtverwaltung zur Sanierung des Hauptgebäudes, dem sogenannten corps de logis, mit den barocken Repräsentationsräumen, der Schlosskirche mit Fürstenloge sowie der privaten Räume der Fürstenfamilie. Von 2003 bis 2010 wurde das Hauptgebäude unter denkmalpflegerischen Maßgaben saniert und restauriert. Während der Bauarbeiten konnte eine bis dahin unbekannte romanische Bauphase freigelegt und dokumentiert werden. Dieser außergewöhnliche Fund lässt die Bedeutung der Greizer Burganlage im 12. Jahrhundert in einem völlig neuen Licht erscheinen.

Heute zeigt sich das Obere Schloss als ein Konglomerat an Baumassen aus unterschiedlichen historischen Zeitschichten, was die bewegte Vergangenheit der Anlage widerspiegelt. Im Laufe der Zeit wurde Bestehendes mehrfach um- und angebaut, bzw. durch Brand zerstört und in neuen zeitgemäßen Baustilen wieder aufgebaut. Von den Ursprüngen aus dem 12. Jahrhundert sind noch Teile im Kern der heutigen Gebäude erhalten. Der Großteil der ringförmigen Kernburg wurde erst später nach dem Brand im 16. Jahrhundert im Renaissancestil errichtet.

Ab 1730 kam es zu einer immensen Bautätigkeit, bei der neben dem Umbau der Repräsentationsräume auch große Erweiterungen im Barockstil vorgenommen wurden. So entstanden u.a. die Solitäre um den Unteren Schlosshof. Die noch vorhandenen Wehranlagen wurden abgetragen und terrassiert. Danach gab es nur noch geringfügige Baumaßnahmen, wie u.a. den Bau des Gefängnisses im 19. Jahrhundert und verschiedener kleinerer Lagergebäude.

In der DDR wurde das Obere Schloss als eigener Wohnbezirk mit etwa 45 Wohnungen genutzt. Mittlerweile beherbergt der Palas das Museum im Oberen Schloss, in dem die Geschichte der Reußen durch sieben Jahrhunderte gezeigt wird. Der Schlosskomplex ist jederzeit zugänglich. Einige Räume im Schloß können für Veranstaltungen – Konzerte, Hochzeiten, Familienfeiern – angemietet werden. Das Schloss als Wahrzeichen der Stadt dient als herrliche Kulisse für Stadtfeste und wird sogar für Filmaufnahmen genutzt.